Mit 5G steht eine neue Mobilfunktechnologie zur Verfügung, um die Einsatzfelder von kabelloser Kommunikation in vielfältiger Art und Weise zu erweitern und die Effizienz in Unternehmen zu steigern. Weitere Vorteile von 5G, 5G-Campusnetzen und was es beim Einstieg zu beachten gibt, erläutern Stephan Schultz und Patrick Neuhalfen im Interview.
1. 5G ist aktuell in aller Munde. Können Sie typische Anwendungsbeispiele für 5G in der Prozessindustrie erläutern?
Stephan Schultz: Zunächst muss man festhalten, dass die Anwendung von 5G in der Prozessindustrie noch in den Kinderschuhen steckt. Es sind bereits mehrere Studien und Pilotversuche durchgeführt worden und es steht fest, dass 5G ein wichtiger Baustein für die Digitalisierung in der Industrie wird. Anwendungen rund um den Einsatz mobiler Geräte sind derzeit am weitesten verbreitetet. Hier geht es um die Unterstützung des technischen Personals durch die Unterstützung bei der Dokumentation von Wartungsarbeiten, dem zentralen Zugriff auf Dokumente wie Betriebsanleitungen oder der Videounterstützung durch Experten außerhalb des Standorts. 5G bietet noch viel mehr. Sei es die Unterstützung von Echtzeitanwendungen wie selbstfahrende Förderfahrzeuge oder eine Infrastruktur aufzubauen, die Informationen von tausenden Sensoren für die Zustandsüberwachung übertragen kann. Ach ja, und telefonieren kann man natürlich auch noch.
2. Was sind 5G-Campusnetze und welche Rolle spielen sie für Anwender in der Prozessindustrie?
Patrick Neuhalfen: 5G-Campusnetze sind private, lokal betriebene 5G-Netzwerke. Diese Campusnetze werden parallel zu den öffentlich verfügbaren Netzen aufgebaut. So kann beispielsweise ein Unternehmen aus dem Bereich Chemie, Pharma oder Energie damit zu einem Netzbetreiber auf seinem Firmengelände werden. In der Prozessindustrie können 5G-Campusnetze eine entscheidende Rolle spielen, da sie eine zuverlässige und leistungsstarke drahtlose Konnektivität in industriellen Umgebungen ermöglichen, die möglicherweise nicht von öffentlichen 5G-Netzen abgedeckt sind.
3. Worin liegen die Vorteile von 5G-Campusnetzen gegenüber öffentlichen 5G-Netzen?
Patrick Neuhalfen: Die Vorteile von 5G-Campusnetzen gegenüber öffentlichen 5G-Netzen liegen in der individuellen Anpassbarkeit, der höheren Sicherheit im Sinne der Datenhoheit, der besseren Kontrolle über die Netzwerkleistung und der Möglichkeit, maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Anwendungen zu implementieren.
4. Und was kann 5G besser als WiFi?
Stephan Schultz: Beide Technologien – sowohl 5G und als auch WiFi in seiner neusten Ausprägung – bieten eine leistungsstarke, digitale Netzwerkinfrastruktur. In vielen Punkten ähneln sie sich technisch viel mehr als uns bewusst ist. Man kann also nicht pauschal sagen, dass 5G besser ist als WiFi oder umgekehrt. Es gibt sogar gute Gründe, beide Technologien einzusetzen. Das öffentliche 5G-Netz bietet auf jeden Fall den Vorteil, dass Anwendungen über die Grenzen des Firmengeländes hinweg funktionieren und dass keine Investitionen in die Netzwerkinfrastruktur anfallen. 5G-Campusnetze bieten je nach Auslegung Vorteile bei beweglichen Anwendungen, der Signalabdeckung größerer Flächen und dem Handling einer großen Zahl von Teilnehmern. WiFi ist aber wie erwähnt in vielen Parametern ebenbürtig und hat den großen Vorteil, dass viele Geräte über eine passende Schnittstelle verfügen und es lizenzfrei betrieben werden kann.
5. Ist der Aufbau sowie die Implementierung kompliziert und was kostet es?
Stephan Schultz: Die Implementierung eines 5G-Campusnetzes erfordert eine sorgfältige Planung und Durchführung, um sicherzustellen, dass die Anforderungen des Anwenders erfüllt werden. Danach stellen sich viele Fragen, die spezifisches Fachwissen erfordern. Erwähnt sei hier zum Beispiel die Beschaffung der Lizenzen bei der Bundesnetzagentur und die Auswahl der richtigen Komponenten. Es ist hier ähnlich wie beim privaten Hausbau: nur die wenigsten haben zum Start des Projektes ausreichend Kenntnisse. Um den Einstieg zu erleichtern und den Anwender bis zur Inbetriebnahme zu unterstützen, bietet R. STAHL mit seinem Know-how im Bereich Explosionsschutz und Lufthansa Industry Solutions als Experte für das Thema „5G Campus“ einen Starter Workshop und weiterführende Dienstleistungspakete an. So werden die Kosten eines solchen Projektes kalkulierbar. Die Lizenzgebühren sind übrigens viel niedriger als es die hohen Summen bei den Versteigerungen der nationalen Mobilfunklizenzen nahelegen könnten.
6. Was müssen Unternehmen beim Aufbau eines 5G-Campusnetz in explosionsgefährdeten Bereichen beachten?
Stephan Schultz: Aus Sicht des Explosionsschutzes sind hier zunächst die Grenzwerte für die Abstrahlung von Funksignalen zu beachten. Das gilt auch für den Fall, dass das Signal außerhalb des Ex-Bereiches erzeugt wird, um es von dort aus in die Produktion mit explosionsgefährdeten Bereichen zu senden. So gilt für die Explosionsgruppe IIC in jedem Fall ein Grenzwert von 2 W. Innerhalb der Fertigungsanlagen können schlecht erreichbare Bereiche wie beispielsweise unterirdische Anlagenteile durch zusätzliche Signalverstärker oder WiFi Access Points abgedeckt werden. Für den Einsatz dieser Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen bieten sich passende Gehäusesysteme an. Die eingesetzten Geräte – egal ob tragbar oder fest installiert – müssen natürlich auch über den passenden Explosionsschutz verfügen.
7. Stehen genügend Endgeräte für 5G-Campusnetze zur Verfügung?
Patrick Neuhalfen: Es steht bereits eine Auswahl an explosionsgeschützten Endgeräten für den Einsatz in 5G-Campusnetzen zur Verfügung. Jedoch ist es wichtig zu beachten, dass nicht alle 5G-fähigen Geräte auch für den Einsatz in Campusnetzen geeignet sind. Die von R. STAHL angebotenen Geräte sind entsprechend im Vorfeld getestet worden. Zudem sollten Unternehmen bei der Planung von 5G-Campusnetzen zukünftige Anwendungen und Technologien im Blick behalten, um sicherzustellen, dass das Netzwerk auch langfristig den Anforderungen gerecht wird.
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