Ex im Blick: Containerüberwachung in Ex-Bereichen

Mit erschreckender Regelmäßigkeit führen eine unsachgemäße Lagerung von gefährlichen Chemikalien und mangelhafte Überwachung von Lagerstätten zu verheerenden Industrieunfällen. Im Juni 2020 verursachte in einer indischen Chemiefabrik die Explosion eines Containers mit giftigen Chemikalien eine Katastrophe, die acht Arbeiter tötete und 74 Menschen teils schwer verletzte. Die Feuerwehr brauchte fünf Stunden, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Nur zwei Monate später wurde der schwere Unfall von Ereignissen in Beirut weit überschattet. Dort verwüstete die Explosion von Ammoniumnitrat-Containern große Teile der libanesischen Hauptstadt. Mindestens 190 Menschen kamen ums Leben, mehr als 6.000 wurden verletzt.

Bedrohungen erkennen

Da durch unkontrolliertes Zusammenwirken von Gefahrenstoffen, Sauerstoff, Hitze oder Funkenschlag höchste Gefahr für Menschenleben und Anlagen entstehen, zählen die Lagerung und Überwachung risikobehafteter Stoffe in explosionsgefährdeten Bereichen zu den wichtigsten Aufgaben der Anlagenbetreiber. Besondere Vorsicht ist bei der Lagerung von Gefahrenstoffen in Containern geboten. Denn Löscharbeiten bei Containerbränden gestalten sich aufgrund oft großer Lagermengen und der erschwerten Zugänglichkeit äußerst problematisch. Zudem ist in vielen Fällen mit einer erhöhten Gefahr von Folgebränden oder Mehrfachexplosionen zu rechnen. Feuerwehren müssen bei solchen Einsätzen nicht nur alle Kapazitäten aufbieten und in hoher Personenanzahl anrücken, sondern auch über dezidierte Spezialkenntnisse für die Chemikalienbrand-Bekämpfung verfügen. Deswegen sind die Feuerwehren international äußerst sensibilisiert, wenn es um Brandeinsätze im Chemieumfeld geht.

Zur Überwachung von Containern, Behältern, Rohrleitungen und anderen potenziellen Brandherden sollten kundenindividuelle Überwachungskamera-Systeme zum Einsatz kommen, welche flexibel an die jeweiligen Rahmenbedingungen und örtlichen Gegebenheiten angepasst werden.

Horst Friedrich, Direktor Produkt Marketing HMIs & Kameras

Pixelgenaue Gefahrenanalyse

Um bei der Containerüberwachung in explosionsgefährdeten Bereichen eine zuverlässige Feststellung von Gefahrenquellen zu gewährleisten und zugleich kostenintensive Fehlalarme zu vermeiden, integrieren unsere explosionsgeschützten IP-Thermalkameras eine getrennte Erkennung von Flammenbewegung und Temperatur. Durch diese Funktion können die intelligenten Kameras genau unterscheiden, ob es sich „nur“ um eine Flammenbewegung handelt oder ob auch die Temperatur über das vorgegebene Limit steigt. Ein Messmodul unterscheidet in der Videoaufnahme pixelgenau die verschiedenen Temperaturen. Erst bei Überschreitung vordefinierter Temperaturwerte wird der programmierte Alarmablauf ausgelöst. Die zuverlässigen Brand- und Warnmeldungen erhöhen die Überwachungssicherheit für explosionsgefährdete Bereiche – bei einer deutlichen Reduzierung von Fehlalarmen und den damit verbundenen Kosten. Darüber hinaus sind CCTV-Systeme mit Thermalkameras in der Lage, mit entsprechenden Wärmebildern sehr weiträumige Areale zu überwachen: abhängig vom Typ der Thermalkamera lassen sich Bereiche bis zu 650 m2 punktgenau überblicken.

Das Gesamtkonzept ist ausschlaggebend

Doch auch modernste Wärmebildkameras können alleine noch keine ausreichende Brandverhinderung gewährleisten. Erst das Zusammenspiel von explosionsgeschützten Kameras, ggf. industriellen Kameras und entsprechender Software stellen ein ausreichendes Maß an Prävention sicher. Beispielsweise werden in Chemie- und Pharmazieunternehmen Rohrleitungen, Transportwege sowie Be- und Entladestationen mit schnell schwenkbaren PTZ-Kameras (Pan/Tilt/Zoom) kontrolliert. Diese Ausführungen fahren alle Überwachungspunkte ab, die im Wächterrundgang festgelegt sind und können ausgewählte Orte in 0,2 Sekunden präzise fokussieren. Werden bei den virtuellen Wächterrundgängen Bereiche erfasst, die für die Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen, lassen sich diese mittels der „Dynamic Masking“-Funktion schwärzen. Dieses Unkenntlichmachen funktioniert dynamisch, sodass die festgelegten Bereiche unabhängig von den Dreh- und Fokussierbewegungen der Kamera stets geschwärzt bleiben. Aufgrund ihres großen Funktionsumfangs einschließlich der punktgenauen 360°-Drehung, der schnellen präzisen Fokussierung sowie der hochwertigen Bildqualität und elektronischen Bildstabilisierung bewähren sich PTZ-Kameras heute in zahlreichen Anwendungen.

Gucken Sie auch um die Ecke!

In chemischen oder pharmazeutischen Anlagen gibt es viele Bereiche, die von Weitem schlecht einsehbar sind. In diesen Fällen eignen sich besonders AFZ-Kameras (Autofocus/Zoom) für die Raumüberwachung. Zur vollständigen Sicht-Abdeckung auch verstellter Zonen, empfiehlt sich eine fokusangrenzende Positionierung mehrerer Kameras, sodass jede Kamera eine Teilfunktion übernimmt und die Kameras in Summe ein vollständiges Gesamtbild der Örtlichkeiten liefern. Zur kontinuierlichen 24/7-Überwachung auch unter extremen Bedingungen sind unsere AFZ-Modelle für den Temperaturbereich von -55 °C bis + 65 °C ausgelegt. Die nahezu für den weltweiten Einsatz zertifizierten Geräte widerstehen nicht nur starken Temperaturschwankungen, sondern auch Salznebel und Vibrationen.

Der Blick ins Innere

Zur Behälter-Überwachung durch Schaugläser dienen Schauglas-Kameras, die sich genau auf das Schauglas aufsetzen lassen und mit ihrer hohen Lichtempfindlichkeit alle inneren Vorgänge in lichtstarken, eindeutigen Bildern zeigen. Kommt es im Prozess beispielsweise zum Aufschäumen des Mediums, gestattet die Bildübertragung direkt in den Kontrollraum eine viel schnellere Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen, als dies bei Wächterrundgängen möglich wäre.

Allsehendes Auge für Außenbereiche

Für die weiträumige 360°-Kontrolle explosionsgefährdeter Außenbereiche und kompletter Anlagenteile gibt es die Dome-Kamera. Unter dem transparenten Dome-Fenster ermöglicht ein Schwenk- und Neigekopf mit 18- oder 40-fachem optischen Zoom auch Nahaufnahmen und die Vergrößerung auffälliger bzw. gefahrenträchtiger Orte. Ebenso lassen sich nicht zugelassene Mitarbeiter oder falsch abgestellte Waren sofort erkennen, um frühzeitig zu reagieren.

Alle Informationen laufen in einer Videomanagement-Software zusammen, die je nach Funktionsumfang hochprofessionelle Überwachungslösungen ermöglicht. Idealerweise handelt es sich um eine modular erweiterbare Softwarelösung, welche die Abbildung aller branchenspezifischen Komplexitäten gestattet. Leistungsfähige Konzepte für die Alarmverwaltung sollten ebenso zum Standard gehören wie einfach bedienbare Videoplayer, Konfigurationsassistenten und Analytics Interface zur Einbindung weiterer Analysesoftware. Ebenso müssten Drittsysteme für das Physical Security Information Management, Zutrittskontrollen sowie Einbruch- und Brandmeldeanlagen integriert werden können.

R. STAHL ist auf die Projektierung, Ausstattung und Implementierung kundenspezifischer Videoüberwachungslösungen für den Ex- wie Non-Ex-Bereich spezialisiert. Das Unternehmen bietet alles aus einer Hand – von der CCTV-Planung über die Projektbetreuung, FAT- und SAT-Abnahme, Kommissionierung, das Engineering bis zur Schulung des Leistungsspektrums. Projektleiter führen bei Bedarf auch persönliche Begehungen der Anlage zur passgenauen Konzeption des CCTV-Systems durch und unterstützen Anwender als zentrale Ansprechpartner bei der Umsetzung individueller Überwachungslösungen. 

Neben Neukonzeptionen ermöglicht R. STAHL die Integration von Kamerasystemen in bestehende CCTV-Systeme. Experten analysieren das vorhandene System und entwerfen auf der Grundlage der Ergebnisse weitere Ausbaustufen und Modernisierungen. Als Kunde profitieren Sie von Planungssicherheit, einem reibungslosen Fertigungs- und Lieferungsablauf sowie der professionellen Umsetzung aller Anforderungen.  

Das R. STAHL-Kameraportfolio umfasst ein vielseitiges Sortiment: von Allroundkameras, über Dome-Kameras, über Kompaktkameras bis hin zu Zoom-Kameras inklusive der entsprechenden Videomanagementsoftware.

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