Die Schifffahrt muss nachhaltig werden. Seit 2020 gilt in Kraftstoffen von Schiffen ein Schwefelgrenzwert von 0,5 Prozent. Mit LNG als sauberstem fossilem Brennstoff lässt sich diese Grenze einhalten. Es verwundert daher nicht, dass es das am schnellsten wachsende Schiffskraftstoff-Segment ist. Dadurch entstehen aber auch explosionsgefährdete Bereiche an Bord. Diese müssen bei der technischen ausstattung berücksichtigt werden. Was das für Sie als Schiffsbauer bedeutet, erläutert Ingo Emde, Business Development Manager.
In unserer Zusammenarbeit gibt es das spannende Thema LNG als Treibstoff für Schiffe. Gerade größere Schiffe werden damit ausgestattet. Was bedeutet das für die Schiffsbauer, insbesondere technisch?
Ja das stimmt. Viele prognostizieren, dass LNG für die nächsten 10 bis 15 Jahre eine beutende Rolle als Treibstoff für Schiffe spielen wird. Technisch ändert sich für Schiffsbauer einiges. Es entstehen durch die Verwendung von LNG explosionsgefährdete Bereiche auf den Schiffen. Die waren vorher nicht da. Das muss bei der technischen Ausstattung natürlich berücksichtigt werden. Das betrifft Banalitäten wie Leuchten, aber auch komplexere Dinge wie das Automatisierungssystem. Das Schiff muss ja auch mit LNG betankt werden. Dazu sind natürlich andere Systeme notwendig und die Tanks sind sehr speziell.
Die Betankung muss weiterhin zeitlich sehr gut geplant werden. Gerade große Schiffe, wie Containerschiffe, benötigen viel Treibstoff und momentan gibt es nicht so viele Bunkerstationen oder Bunkerschiffe. Viele Schiffsbauer sollten auch bedenken, dass die Schiffe gegebenenfalls in der Zukunft noch auf einen anderen Treibstoff umgestellt werden können. Schließlich hofft man ja, in ein paar Jahren größere Mengen an klimaneutralem Treibstoff zu haben. Ammoniak könnte das beispielsweise sein. Eine Umstellung sollte also technisch auch nachträglich noch möglich sein. Einige Systemlieferanten planen zusätzlich, den Kohlenstoff nach der Verbrennung von LNG abzuscheiden und zu speichern. Das könnte ebenfalls ein Weg sein, den CO2-Ausstoß zu vermindern. Das CO2 wird dann für die Herstellung anderer Produkte verwendet, die CO2 benötigen. Alles in allem gibt es aus technischer Sicht somit einiges zu beachten.
Wieso denkst du, schwenken so viele auf LNG-Antrieb bei Schiffen um – und nicht direkt auf grünes Ammoniak oder grünen Wasserstoff?
Ich denke das liegt daran, dass LNG aus gereinigtem und sauberen Gas besteht. Dadurch lassen sich sofort die Emissionen auf ein absolutes Minimum reduzieren. LNG ist auch in ausreichenden Mengen verfügbar. Es kann also sofort auch für große Schiffe auf internationalen Routen eingesetzt werden. Ein anderer Grund ist, dass die technischen Systeme für den Antrieb und alles rund um die Nutzung von LNG bereits entwickelt und vorhanden ist. Für grünen Wasserstoff oder Ammoniak benötigt man viel grüne Energie – und das in Form von Strom. Bis man die entsprechenden Mengen an grüner Energie bereitstellen kann, wird es nicht möglich sein, den Bedarf für die Schifffahrt zur Verfügung zu stellen. Gerade deswegen arbeiten natürlich viele Unternehmen daran, die Umstellung in naher Zukunft zu realisieren. Dazu muss man auch die technischen Systeme anpassen und ändern. Es gibt schon viele Pilotprojekte. Das stimmt mich zuversichtlich, dass es auch zur Umsetzung kommt.
Welche Produkte in unserem Portfolio können für LNG-Antriebe besonders gut eingesetzt werden? Wo machen wir da den Unterschied?
Ich denke da natürlich an unser Remote I/O IS1+, unsere HMIs und auch Kameras. Die kommen schon jetzt zum Einsatz und haben sich bewährt. Dabei sind nicht nur die Zulassungen für explosionsgefährdete Bereiche der ausschlaggebende Faktor, sondern ebenso die speziellen Zulassungen für Schiffe. Aber auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Umgebungsbedingungen sind ein Grund, warum sich die Produkte besonders eignen. Beispielsweise kann unser Shark HMI von +65°C bis -40°C eingesetzt werden, obwohl er mit sehr leistungsfähigen Prozessoren ausgestattet ist. Das ist in dem Bereich einzigartig.
Man muss sich den Einsatzfall mal genau vorstellen. Ein Schiff fährt über große Distanzen evtl. durch verschiedene Klimazonen. Ersatzteile kann man nur extrem schwierig während der Fahrt auf dem Schiff austauschen. Deshalb kommt dem Faktor Zuverlässigkeit auch eine große Bedeutung zu. Genau das bieten wir durch die robuste Ausführung. Was viele auch nicht wissen ist, dass beispielsweise auch Vibrationen auf Schiffen gerade in und um den Maschinenraum auftreten können. Das müssen die Produkte aushalten und wird bei den Tests für die Schiffszulassungen geprüft. Man muss diese Funktionalität schon bei der Entwicklung der Produkte einfließen lassen. Die Kunden wissen das zu schätzen und somit entscheidet nicht nur der Preis über den Einsatz. Wir können in diesem Zusammenhang mit den Anwendern auf Augenhöhe sprechen – denn wir verstehen was sie brauchen. Diese Kompetenz ist ein Vorteil, der durchaus geschätzt wird. Man kann also sagen, dass wir ein Unterschied für unsere Kunden bedeuten.
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