In der Industrie ist es entscheidend, die richtigen Systeme für die jeweiligen Umgebungsbedingungen einzusetzen. Begriffe wie Rugged, Outdoor, Protected Outdoor und Indoor tauchen in diesem Zusammenhang häufig auf – doch was bedeuten sie eigentlich genau?
Viele Unternehmen stehen hier vor Unsicherheiten. Dabei helfen klare Definitionen und Beispiele, die richtige Geräteplattform auszuwählen und kostspielige Fehlentscheidungen zu vermeiden.
1. Warum eine klare Unterscheidung wichtig ist
Industrieanlagen sind heute komplex und hochgradig automatisiert. Ob in der Öl- und Gasförderung, in Pharmaproduktionen oder in chemischen Anlagen: Bedienstationen müssen jederzeit zuverlässig laufen – oft 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.
Im Gegensatz zu Büroumgebungen haben wir es mit extremen Bedingungen zu tun:
- Temperaturbereiche von -40 °C bis +65 °C
- Feuchtigkeit und Regen, teilweise sogar mit Hochdruckreinigung
- Salznebel in Küstennähe oder auf Schiffen
- Staub und Schmutz in Raffinerien oder Verladebereichen
- Korrosive Gase, die selbst Edelstahl angreifen können
- Mechanische Belastungen durch Vibrationen oder Schocks in der Nähe von Maschinen
- Reinraumbedingungen in Pharma, Biotech und Lebensmittelindustrie
Kein einziges Gerät kann all diese Szenarien gleichzeitig abdecken. Daher unterscheiden Hersteller wie R. STAHL ihre Plattformen klar nach Einsatzbereichen.
2. Die vier Kategorien im Überblick
Rugged – für die härtesten Bedingungen
„Rugged“ bedeutet robust, widerstandsfähig und langlebig. Solche Geräte sind speziell dafür entwickelt, selbst unter den widrigsten Bedingungen zu bestehen.
- Einsatzgebiete: Offshore-Plattformen, Öl- & Gasindustrie, LNG-Schiffe, chemische Industrie
- Merkmale:
- Temperaturbereich: -40 °C bis +65 °C
- Schutzklasse: IP66 (staub- und strahlwasserdicht)
- Hohe Beständigkeit gegen Vibrationen und Schocks (nach MIL-STD-810H)
- Displays mit hoher Helligkeit (bis 1200 cd/m²) → auch in direkter Sonne ablesbar
- Materialien wie Aluminium und Glas statt Kunststoff → UV-beständig, korrosionsresistent
Beispiel: Das SHARK Rugged HMI wurde für maritime Anwendungen zertifiziert und hält auch Salznebel und starke Vibrationen auf Bohrschiffen aus.
Outdoor – volle Witterungsexposition
Outdoor-HMIs sind für den direkten Einsatz im Freien gedacht. Sie müssen Hitze, Kälte, Regen und Sonne aushalten.
- Einsatzgebiete: Häfen, Raffinerien, Energieanlagen
- Merkmale:
- Schutzklasse: mindestens IP66 oder NEMA 3X/4X
- Hohe Display-Helligkeit (≥ 1000 cd/m²)
- UV-beständige Materialien
- Temperaturbereiche von -20 °C bis +55 °C / +65°C (je nach Gerät)
Protected Outdoor – die Zwischenlösung
Viele industrielle Anwendungen liegen irgendwo zwischen Indoor und Outdoor. Geräte sind zwar im Freien installiert, aber durch Dächer oder Gehäuse teilweise vor direkter Witterung geschützt.
- Einsatzgebiete: Tankstellen, Verladebereiche, Außenterminals unter Überdachung
- Merkmale:
- Temperaturbereich: -20 °C bis +55 °C
- Schutz gegen Spritzwasser und Staub
- Günstiger als Rugged-Lösungen, da keine volle Witterungsexposition
Indoor – geschützt und kontrolliert
Indoor-Geräte sind für den Einsatz in sicheren, klimatisierten Umgebungen konzipiert. Manchmal müssen sie jedoch besonderen Anforderungen, wie beispielsweise GMP- oder Reinraum-Anforderungen, genügen.
- Einsatzgebiete: Indoor-Produktionsbereiche aber auch Leitstände, Meisterbüros, Kontrollräume
- Merkmale:
- Temperaturbereich: 0 °C bis +40 °C
- Schutzart: IP20 bis IP65 (je nach Reinigungserfordernis auch IP66)
- Keine Notwendigkeit für hohe Display-Helligkeit
- Kostengünstiger als Outdoor- oder Rugged-Systeme
- Häufig Reinraumanforderungen nach GMP
3. Technische Unterschiede auf einen Blick
- Temperaturbereiche: von 0–40 °C (Indoor) bis -40–65 °C (Rugged)
- Displayhelligkeit: von 350 cd/m² (Indoor) bis 1200 cd/m² (Outdoor/Rugged)
- Schutzklassen: von IP20 (Indoor) bis IP66/NEMA 4X (Outdoor/Rugged)
- Vibration & Schock: nur bei Rugged-Geräten umfassend getestet
4. Fazit
Die vier Kategorien geben eine klare Orientierung:
- Indoor: für sichere, kontrollierte Umgebungen
- Protected Outdoor: für teilweise geschützte Außenbereiche
- Outdoor: für volle Witterung
- Rugged: für die extremsten Umgebungen
Wer die Unterschiede kennt, kann gezielt auswählen – technisch passend und wirtschaftlich sinnvoll.
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