Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft spielt Wasserstoff als Energieträger und Energiespeicher eine zentrale Rolle. Im Verbundprojekt „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien“ soll gemeinsam mit Experten aus allen Bereichen der Wasserstoff- Wertschöpfungskette der Markthochlauf von Wasserstoff aktiv unterstützt werden und eine entsprechende Qualitätsinfrastruktur aufgebaut werden. Prof. Dr. Arnhold unterstützt das Projekt als Leiter der Arbeitsgruppe Explosionsschutz. Im Interview erläutert er, was es mit dem Projekt auf sich hat.
Herr Prof. Dr. Arnhold, seit kurzem gibt es das Verbundprojekt „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien“. Können Sie beschreiben, worum es in diesem Projekt geht?
Prof. Dr. Arnhold: Ja, gerne. Das Verbundprojekt „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien“ ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Organisationen – darunter das Deutsche Institut für Normung (DIN), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der Verein Deutscher Ingenieure e. V. (VDI), die Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE/DKE) und der Verein für die Normung und Weiterentwicklung des Bahnwesens e. V. (NWB).
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und verfolgt mehrere Ziele: u. a. die Koordinierung und Vernetzung der nationalen technischen Regelsetzung sowie der Beteiligten Interessengruppen, die Vernetzung mit europäischen und internationalen Initiativen im Bereich der Wasserstoffnormung, das abgestimmte nationale Vorgehen und das Einbringen der erarbeiteten Regeln auf europäischer und internationaler Ebene, die Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologien und die gezielte Initiierung von Normungs- und Standardisierungsvorhaben.
Wie sind Sie und R. STAHL in dieses Projekt eingebunden?
Prof. Dr. Arnhold: Als international führender Anbieter von Explosionsschutzlösungen beteiligen wir uns natürlich an der Erarbeitung dieser nationalen Roadmap und der Umsetzung der ambitionierten Ziele. Insbesondere in der Arbeitsgruppe Explosionsschutz werden wir unser Know-how und unsere jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit dem hochentzündlichen Gas Wasserstoff einbringen. Mehr als 90 % unserer Produkte haben eine IIC-Zulassung und sind damit für den Einsatz in Wasserstoffanlagen geeignet. Damit wäre auch der sekundäre Explosionsschutz für die vielen neuen Technologien abgedeckt, in denen Wasserstoff als Energieträger, Speichermedium und Rohstoff für das postfossile Zeitalter benötigt wird.
Wesentlich mehr Arbeit ist für die Arbeitsgruppe Explosionsschutz im Bereich des primären Explosionsschutzes zu erwarten. Hier fehlen heute z. B. internationale Regeln für die Dichtheit von Anlagen, wie sie sich in Deutschland in der TRGS 722 in Form der Kategorien „technisch dicht“ und „dauerhaft technisch dicht“ seit vielen Jahren bewährt haben. Auch beim tertiären oder konstruktiven Explosionsschutz wartet noch viel Arbeit auf die Fachleute.
Was sind die Herausforderungen im Umgang mit Wasserstoff, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit?
Prof. Dr. Arnhold: Wasserstoff ist extrem leicht entzündlich und hat einen sehr breiten Explosionsbereich. Außerdem brennt er mit einer achtmal höheren Geschwindigkeit als Kohlenwasserstoffe. Das stellt besondere Anforderungen an die Gestaltung von Flammensperren, Berstscheiben und Sicherheitsventilen.
Vor dem Hintergrund, dass Deutschland seinen großen zukünftigen Wasserstoffbedarf nicht im eigenen Land decken kann, müssen für die notwendigen internationalen Wertschöpfungsströme gut abgestimmte Sicherheitskonzepte entwickelt und in Form von internationalen Normen dokumentiert werden.
Von zentraler Bedeutung für das Erreichen eines ausreichend hohen allgemeinen Sicherheitsniveaus ist die Entwicklung eines entsprechenden Gefahrenbewusstseins und einer hohen Kompetenz im Umgang mit Wasserstoff bei allen Beteiligten. Also spielt auch die Informations- und Kompetenzvermittlung eine wichtige Rolle in dem neuen Normungsprogramm.
R. STAHL bietet zu diesem Zweck bereits seit langem ein hervorragendes Schulungs- und Beratungsangebot zu Explosionsschutzthemen an, das selbstverständlich auch den Umgang mit Wasserstoff einschließt. Da die neuen Wasserstofftechnologien jedoch weitaus umfassendere sicherheitstechnische Herausforderungen mit sich bringen, haben wir uns mit dem Steinbeis-Forschungszentrum Innovationen im Explosionsschutz zusammengeschlossen, das ein umfangreiches Schulungsprogramm zu allgemeinen Sicherheitsthemen im Zusammenhang mit Wasserstofftechnologien anbietet.
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