Die Aufgabe: CCTV-Kontrolle beim Umschlagen von explosionsfähigen Gefahrgütern an der Anlegestelle
Von einem großen Chemieproduzenten mit eigener Hafenanlage bekam R. STAHL den Auftrag, eine veraltete Videoüberwachungsanlage durch ein modernes Videoüberwachungssystem zu ersetzen. In der Vergangenheit wurde der Verladungsprozess von zwei weiter entfernten Leitwarten kontrolliert. Aufgrund des unzeitgemäßen analogen Videoüberwachungssystems konnte die Ersatzteilbeschaffung vom Hersteller nicht gewährleistet werden, so dass hier ein Sicherheitsrisiko bestand. Die Wiedereinführung einer persönlichen Kontrolle, die sogenannte „Schlauchwache“, wäre ein Rückschritt gewesen und hätte andere Probleme und Kosten mit sich gebracht. Die Lösung hieß ein neues Videomanagementsystem mit modernen industriellen IT-Kameras für explosionsgefährdete Bereiche, mit optimaler Bildqualität in den Kontrollräumen für eine hochgradig sichere Entscheidungsgrundlage. In diesem Zusammenhang sollte auch das Monitorequipment in den Kontrollräumen auf den neuesten Stand gebracht werden. Grundsätzlich stellen schwankende Schiffsladungen oder ein zu hartes Anschlagen eines Gefahrguttankerschiffs an der Anlegestelle eine Explosionsgefahr dar, die auf jeden Fall vermieden werden muss. Sobald das Schiff sich den Hafenanlagen nähert, ist eine höhere Alarm- und Kontrollbereitschaft erforderlich.
Was sind Gefahrgüter?
Doch was sind Gefahrgüter überhaupt und was muss beim Umgang mit ihnen beachtet werden? Grundsätzlich werden Ladungen als Gefahrgüter bezeichnet, wenn sie aufgrund ihrer Eigenschaft und ihres Zustands während des Transports eine GEFAHR für das Leben, die Gesundheit, das Eigentum und die Umwelt darstellen können. Gefahrgüter existieren in allen drei physikalischen Zuständen – als Feststoff, Flüssigkeit oder Gas. Der Transport von Gefahrgütern über das Wasser ist in Deutschland in der Gefahrgutverordnung geregelt, im europäischen Raum über das ADN (Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf Binnenwasserstrassen) und international über den IMDG-Code. Im Sinne der GGVSee werden alle Stoffe und Gegenstände als Gefahrgüter bezeichnet, die unter die Begriffsdefinitionen der Gefahrgutklassen des IMDG-Codes fallen wie auch bestimmte Stoffe, die auf Schüttgutschiffen und Tankschiffen transportiert werden. Verantwortlich für die Lagerung der Gefahrgüter ist letztendlich der Betreiber. Da er die Gegebenheiten vor Ort am besten kennt, muss er entscheiden, wo die Gefahrgüter auf dem Schiff zu lagern sind.
Die verschiedenen Schritte bis zum Einsatz des CCTV-Systems
Das Chemieunternehmen benötigt diese petrochemischen Gefahrgüter zur weiteren Verarbeitung im Betrieb. Die Gefahrgüter werden per Schiff an die Anlegestellen transportiert, entladen und in die Tanklager weitergeleitet, wo sie für die spätere Weiterverarbeitung in den petrochemischen Betrieben zwischengelagert werden.
Während des Umschlags von Gefahrgütern muss die Übergabestelle (Verladearm/Schiffsanschluss) kontinuierlich beobachtet werden, sowohl von der Schiffsseite als auch von der Landseite aus. Ein neues Videomanagementsystem mit moderner Kameratechnologie vor Ort sichert die geforderte Kontrollfunktion von der Landseite aus. Die hochempfindlichen Kameramodule zeigen den Umschlagsvorgang im Detail und zusammen mit der der Leitwarte kann bei Gefahrensituationen wie z. B. Undichtigkeiten sofort gehandelt und der Umschlag gestoppt werden. Zusätzlich sollte das Videoüberwachungssystem so konzipiert sein, dass eine ständige Erweiterung bzw. Skalierbarkeit möglich ist. Zwei Kontrollräume in mehreren hundert Metern Entfernung zeigen die Überwachungsbilder in optimaler Full HD-Bildqualität dank moderner IT-Übertragung. Das ganze CCTV-System ist skalierbar ausgelegt und die einzelnen Module können bei Bedarf problemlos ersetzt werden, um dem technischen Fortschritt gerecht zu werden.
SCHRITT 1: Die Anlagenbegehung
Für dieses Projekt wurde an der Hafenanlage eine Begehung durchgeführt, um alle Gegebenheiten vor Ort in das Konzept einzubeziehen. Während der Vor-Ort-Begehung werden z. B. Fragen um folgende Themen behandelt: die Entfernung zwischen Kontrollraum und Überwachungsbereich, die Verwendung der vorhandenen Kameras bzw. der Kabellage, die Verwendung von Monitoren im explosionsgefährdeten Bereich vor Ort, die Aufgaben, die die Kameras erfüllen sollen und vieles mehr.
SCHRITT 2: Systemkonzept und -konfiguration
Alle Ergebnisse dieser Begehung fließen in das Systemkonzept ein und bilden die Basis für alle Überlegungen einer individuell bestmöglichen Systemlösung. In enger Absprache mit dem Kunden werden die Vor- und Nachteile verschiedener Lösungsvorschläge diskutiert und der finale Vorschlag den Verantwortlichen zur Freigabe vorgelegt. Anschließend beginnt
die praktische Umsetzung mit der Konfiguration.
SCHRITT 3: Systemtest und -integration
Die komplette CCTV-Systemlösung wird bei uns im Haus zusammengestellt und komplett durchgetestet. Mögliche Ausfälle werden simuliert und das System wird auf seinen Einsatz unter Extrembedingungen geprüft. Nach erfolgreichem Test kann die Systemintegration in der Anlage beim Kunden durchgeführt werden.
SCHRITT 4: FAT, SAT und Inbetriebnahme
Zusammen mit dem Auftraggeber machen wir eine komplette Übergabe des „schlüsselfertigen“ CCTVSystems, entweder bei uns in der Produktion als FAT (Factory Acceptance Test) oder direkt vor Ort als SAT (Site Acceptance Test). Hier werden Funktionen und Materialverarbeitung genau überprüft. R. STAHL liefert ausschließlich qualitativ hochwertige Produkte
an unsere Kunden, so dass wir diese Akzeptanztests gerne durchführen. Nach der Freigabe durch den Auftraggeber wird das komplette CCTV-System zur Inbetriebnahme vor Ort transportiert.
SCHRITT 5: Schulung und Dokumentation
Oft unterschätzt, doch eminent wichtig ist die SCHULUNG UND DOKUMENTATION. Die Mitarbeiter werden in einem individuellen Schulungsprogramm geschult und lernen alle Möglichkeiten des CCTV-Systems kennen. Neben der Kamera und Serverbedienung wird besonderer Wert auf die Schulung der Software des Videomanagementsystems
gelegt. Intelligente Kameras mit Analysefunktionen und moderne Software bieten eine große Vielzahl von Überwachungsmöglichkeiten und ein Großteil davon ist individuell einstellbar – diese können genau auf die Anforderungen der Applikation zugeschnitten werden.
SCHRITT 6: Service- und Wartungskonzepte
Last but not least bieten wir individuelle Service- und Wartungskonzepte an. Jede Anlage hat andere Anforderungen und Beanspruchungen, so dass wir individuelle Konzepte bevorzugen. Wichtig ist, dass das CCTV-System immer in vollem Umfang zuverlässig funktioniert und dafür sorgen wir.
R. STAHL bietet ein breites Portfolio an explosionsgeschützten und industriellen Kameras
R. STAHL bietet ein breites Portfolio an explosionsgeschützten und industriellen Kameras und entwickelt aus diesem Sortiment zusammen mit Servern, Switches und allem notwendigen Zubehör optimale CCTV-Systeme für die jeweiligen Anwendungen. Wichtig ist dabei, dass die Überwachungssysteme jederzeit ausbaufähig bzw. ergänzbar sind. Die elektropolierten Edelstahlgehäuse (316L, 1.4404) der EC-PTZ-Kameras sind für einen langlebigen Gebrauch konzipiert und dank Lloyd’s Register-Zulassung für den maritimen Einsatz geeignet. Alle Kameras sind zertifiziert nach ATEX, IECEx, NEC, CEC, EAC und somit weltweit einsetzbar. Außerdem verfügen alle Kameras von R. STAHL über den weltweit akzeptierten
ONVIF-Standard (ONVIF ist ein globales und offenes Branchenforum mit dem Ziel, die Entwicklung und Verwendung eines globalen, offenen Standards für die Schnittstelle physischer IP-basierter Sicherheitsprodukte zu erleichtern).
Anlagenspezifische CCTV-Systeme
Durch den Einsatz von anlagenspezifisch konzipierten CCTV-Systemen in explosionsgefährdeten Bereichen werden die Eingreifmöglichen in Prozesse deutlich beschleunigt und vereinfacht und damit die Sicherheit um ein Vielfaches erhöht. Bei dieser Anlegestelle amortisieren sich die Kosten für ein CCTV-System durch den Wegfall aufwendiger und kostspieliger Wächterrundgänge aus weit entfernten Kontrollräumen. Zusätzlich sorgt ein CCTV-System für höhere Sicherheit, da es mehrere kritische Punkte beim Anlegen eines Schiffes gleichzeitig überwachen kann.